Holzschnitt

8. 11. 2012

Seit ein paar Wochen hat sich meine Beschäftigung mit bildender Kunst auf Holzschnitte vor allem aus der Zeit des Expressionismus verlagert. Auslöser war, dass ich auf die „Holzschnitt-Ausgabe“ der Zeitschrift „Das Kunstblatt“ (hrsg. von Paul Westheim) aus dem Jahre 1918 gestossen bin. Die Schnitte von Kirchner, Heckel, Marc, Nolde etc. darin haben es mir angetan. Ja, eigenartiger Weise haben mich expressionistische Werke noch nie so überzeugt, wie diese Stiche, und das, obwohl ich sie nur als Klischee-Abbildungen (und nicht einmal als Originale) in dieser Zeitschrift sah.

Um diesen Eindruck zu intensivieren, kaufte ich mir auch Paul Westheims „Holzschnittbuch“ von 1921, in dem der Autor seine vorher in „Das Kunstblatt“ nur angedeutete Argumentation mit sehr vielen gut gewählten Stichen erläutert und zeigt, warum gerade expressionistische Künstler die seit dem Spätmittelalter bekannte Kunst wieder zu neuen Höhen führten. Und warum es dabei so wichtig war/ist, nicht zeichnerische illusionistische Abbildungen zu schaffen, sondern die Technik des Holzschnitts zu nutzen, um „monumentale“, „flächige“, für sich stehende Werke zu fertigen, auch wenn sie primitiv wirken. Ja, dass gerade die Primitivität der frühen Holzschnitte bis 1500 eine größere Ausdruckskraft hat, als die von den Idealen der Ölbildmaler beeinflussten Schnitte der folgenden Zeit. Denn ab 1500 wurde diese Technik lange dazu benutzt, Dinge damit zu tun, die mit ihr nur eingeschränkt leistbar sind, und die Vorteile dieser Technik wurden im Namen des künstlerischen Fortschritts nicht mehr beachtet. Symptomatischerweise lieferten ab dieser Zeit die Künstler oft auch nur noch die zeichnerischen Vorlagen für den Holzschnitzer. D. h. sie selbst legten gar nicht mehr Hand an das Holz an. Das änderte sich erst durch einen Blick auf eine fremde Kultur, nämlich durch die Begeisterung der europäischen Künstler für japanische Holzschnitte am Ende des 19. Jahrhunderts. Seit dieser Zeit befassten sich viele bedeutende Künstler wieder selbst mit dieser Technik und schafften in der Rückkehr zu den Anfängen so herausragende Werke wie „Der Urmensch“ (Edvard Munch), „Der Gefangene“ (Christian Rohlfs), „Komponist“ (Ludwig Kirchner) oder „Tiger“ (Franz Marc), um nur einige zu nennen.

Natürlich will ich diesen Eintrag nicht ohne ein Musikstück schließen, das ich in letzter Zeit aufgenommen habe. Es ist - scheinbar ähnlich wie beim letzten Eintrag in diesem Blog - ein Synthesizer-Stück, das dem durch Drums und Bass gelegten Fundament verpflichtet ist: drums22a_plus.

Viele Grüße!

Georg